Reparaturbericht Bowers&Wilkens Nautilus 802

 

Diese Woche hatten wir das Vergnügen eine B&W Nautilus 802 Baujahr 1998 in der Werkstatt zur Überholung zu haben. Am Ende der Woche waren wir um einige Erfahrungen reicher. Aber zurück zum Anfang.

Wir haben vergangene Woche eine Nautilus 802 mit diffuser Fehlerbeschreibung rein bekommen, der Lautsprecher klingt nicht mehr so spritzig und dynamisch wie am Anfang. Ist etwas kaputt oder ist womöglich ein Tuning Sinnvoll bzw. Weichen Update nötig um den guten Stück wieder Lebensgeister wieder einzuhauchen.

Ein hörbarer Klangunterschied zwischen beiden Boxen und ein eher dröhniger Bass waren sofort hörbar und schlugen sich auch in der Eingangsmessung  nieder.




Der Klangunterschied war eine gut sichtbare Differenz zwischen 2-7khz im Messschrieb. Als auch die Impedanzkurven der Hochtöner und der beiden Bässe direkt hinter der abgelöteten Weiche zeigten erstaunliches.

Klangdifferenz                               Hochtöner Impedanz                  Bassreflex Imp.         HT ohne Weiche

Die Weichen direkt mit Clio rein elektrisch gemessen ohne angeschlossenen Chassis waren absolut unauffällig und 100% gleich! Ganz klar schien es ein Problem mit den Hochtönern, Mitteltönern und den Bässen geben. Aber alles Probleme die sich mit einem Weichen Update nur kaschieren aber nicht beheben lassen. Also Teardown!

 

Der Fehler an den Mitteltönern war recht schnell gefunden, das Kunststoff Face Plug berührte sie nicht 100% runden Spulenträger. Mit einem Lehrdorn war die Spule schnell wieder rund und das Face Plug zentrisch eingeschraubt.

Bei den Hochtönern wurde es dann schon komplizierter. Als erstes vielen uns die verschiedenen Füllstände an Ferrofluid auf. Ein Magnet war ringsum voll mit Ferro, der andere nur knapp zur Hälfte. Hier gut in Geld zu sehen den Boden des Magneten der zu sehen war. Das Ferrofluid selber war noch absolut viskos und homogen.  
Nachfüllen macht keinen Sinn, darum alles raus, reinigen und neu befüllen nach ordentlicher Berechnung.

Das Ferrofluid würde aber noch immer nicht die so stark abweichende Impedanz erklären. Hier viel uns ein ebenso verbogener Schwingspulenträger auf, der offensichtlich den Polkern berührte und ein ganz wenig hervorstehendes Stück Plastik durch den Spitzguss. Wieder Lehrdorn zum Richten der Spule und ein Beitel um die Auflagefläche des Magneten eben zu machen. Messtechnisch waren nun Hoch/Mittelton beider Nautiluse gleich.

Beim Bass waren wir uns zunächst unschlüssig woran es liegen könnte, die Weichen absolut unauffällig, die Sicken ohne Verfärbungen, Weich und beim Eindrücken ohne Verzögerung beim Ausfedern, aber dennoch wies die Impedanz-Messung darauf hin dass die Reflexrohre viel zu lang sein sollen, ein Abstimmung die B&W mit Sicherheit nicht vorgenommen hätte. Also Bässe raus, Thiele Small Messung um Klarheit zu erlangen:

   

Hier zeigten sich eher ungeeignete Parameter für dieses Gehäuse, die auch das Dröhnen erklären würde, aber war das wirklich gewollt? NEIN, ganz sicher nicht! Nach Vergleich mit der gleichen Dr Kurt Müller Sicke aus aktueller Produktion lag der Verdacht nahe dass das Gummi Schuld an der Veränderung war.

Also vorsichtiger Sickentausch und erneute Messung der Thiele Small Parameter: 

Tatsächlich war die perfekt aussehende Gummisicke für die Klang und Parameterveränderung verantwortlich. Diese Parameter passen jetzt schon besser zu  der Reflex Abstimmung.

Neben dem Sickentausch haben wir auch die Rohazell Membranen wieder eine tief schwarze Farbe verpasst. Links zu sehen das überholte Chassis, Recht das ursprüngliche mit der schlechten Gummisicke. Auch gut das satte Schwarz der neuen Sicke zu sehen.   

Eingebaut im Gehäuse zeigte sich eine große Veränderung in der Impedanzkurve und als auch im Frequenzganz. Gemessen haben wir unten am Bassreflex Port. Grün mit neuen Gummisicken und Rot mit den gut 20 Jahre alten Sicken.  

 

Und der Sound … so wie es wohl von B&W 1998 gewollt war, dynamischer, präziser, satt, impulsiv und einfach rund. Wahrscheinlich genau das wieso der Besitzer sie einst mal gekauft hatte und was er nach gut 20 Jahren vermisste.  

Und sonst … Im Vorfeld hatte sich schon jemand versucht die Nautiluse zu reparieren und dabei die silikonartigen Dichtungen der Mitteltöner teilweise kaputt gedrückt.

Darum mussten die Chassis mit neuer Dichtung versehen und wieder mittig eingesetzt werden. Leider war die Halteschraube bei einer Nautilus hoffnungslos vermackt dank falscher Werkzeuge. Das macht dem Klang aber zum Glück keinen Abbruch.

Bzgl. der Gummisicken haben wir auch den Kontakt mit dem Hersteller Dr Kurt Müller gesucht um zu verstehen war der Grund ist dass die  sich so verändert haben. Geplante Obsoleszenz? Keineswegs, ein Naturprodukt das altert!

So wie Reifen am Auto sind die Gummisicken ebenso aus dem Saft des Gummibaums gemacht, und genauso wie Reifen altert auch dieses Gummi. Entgegen Schaumstoffsicken bei denen Weichmacher die Sicken zerstören lassen hier in der Tat UV Strahlung und Sauerstoff die Alterung fortschreiten.

Am Ende der Woche waren wir um ein Stück erfahrener … und müssen ganz klar sagen dass ein Weichenupdate hier ganz sicher der falsch Weg gewesen wäre!

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